Aus dem Kapitel Regenwurm und Kartoffelkäfer
Frau Müller begann Unkraut zwischen den Gemüsepflanzen zu hacken. Nicht nur das Gemüse hatte durch das Regenwasser einen Schub gemacht. Auch das Unkraut war zum Vorschein gekommen. "Mama, warum machst du das?", fragte Jenni. "Weil das Unkraut sonst zu groß wird und den anderen Pflanzen Sonnenlicht und das Wasser aus der Erde nimmt", antwortete die Mutter. "Es gibt kein Unkraut", meldete sich Herr Müller aus dem Hintergrund. "Warum nicht?", erkundigte sich die Kleine. "Mama hat doch gesagt, sie macht das Unkraut weg." "Wir können die Pflanzen, die überall zwischen dem Gemüse wachsen, nicht gebrauchen. Aber für andere Dinge sind diese Pflanzen nützlich", erklärte der Vater. "Wofür sind sie nützlich?", überlegte Jenni. "Einige Tiere brauchen diese Pflanzen als Nahrung. Sie fressen das Kraut, so wie wir Salat oder Kohl essen. Andere Tiere, wie Bienen oder Schmetterlinge, brauchen die Blüten der Pflanzen für ihre Nahrung", erklärte ihr Vater weiter. Jenni überlegte ein Weilchen und fragte dann: "Essen die Bienen die Blüten?" "Nein", lachte Herr Müller. "In den Blüten bildet sich Nektar. Das ist so etwas, wie zuckerhaltiges Wasser. Das Saugen oder lecken Bienen und Schmetterlinge auf. Sie bekommen daraus ihre Kraft. Aus dem, was Bienen nicht als Energielieferant benötigen, machen sie Honig." "Und den Honig essen wir dann!", rief Jenni. "Genau", fuhr der Vater fort. "Du siehst, alle Pflanzen und alle Lebewesen sind für etwas nützlich und ergänzen sich gegenseitig. Alles ist wichtig. Deshalb machen wir auch nur so viel Kraut weg, wie unbedingt nötig ist. Und wir haben ganz viele Blumen gepflanzt, damit die Tiere, die Nektar brauchen, etwas zum Überleben finden." Einen Moment stand Jenni nachdenklich da, dann fragte sie ihre Mutter: "Mama, bin ich auch wichtig?" "Aber natürlich, mein Schatz", antwortete die Mutter und nahm ihre Tochter in die Arme. "Du und Benni, ihr seid für Papa und mich das Wichtigste auf der Welt!" "Ihr seid für mich auch das Wichtigste!", antwortete Jenni. Dann löste sie sich von ihrer Mutter und drehte sich zu Benni um. "Du bist für mich auch ganz wichtig, auch wenn du mich oft ärgerst", sagte sie zu ihm und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Dabei breitete sie die Arme aus und wollte ihren Bruder umarmen. "Ich, ähm ich........ich", stotterte Benni mit rotem Kopf. Hilfesuchend sah er sich um, erblickte die Schaukel und stürmte auf sie zu. Von einem Mädchen umarmen lassen. Nein, das war etwas für kleine Kinder. Er war ja schon groß. Auf der Schaukel konnte seine Schwester ihm nicht zu nahe kommen.